Wenn das letzte Grundschuljahr begonnen hat, dauert es nicht mehr allzu lange bis eine große Veränderung im Leben Ihres Kindes ansteht: Der Wechsel auf die weiterführende Schule. Die Zeit ab der 5. Klasse (bzw. in einigen Bundesländern 7. Klasse) ist für Schüler definitiv aufregend, aber auch wir Eltern müssen uns an die mit dem Schulwechsel einhergehenden Veränderungen gewöhnen. Denn seit der eigenen Schulzeit hat sich einiges verändert. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie sich einstellen müssen und wie der Übertritt auf die weiterführende Schule problemlos klappt.
Die richtige weiterführende Schule finden
Am liebsten würden wir unsere Kinder alle aufs Gymnasium schicken - denn das Abitur ist schließlich die Voraussetzung für die Aufnahme eines anschließenden Studiums. Doch das ist nicht zielführend. Nicht jeder Schüler möchte nach der Schule studieren, einige schließen die Schule lieber mit der 10. Klasse ab und beginnen eine Ausbildung. Ihr Kind ist vor dem Übertritt auf die weiterführende Schule vermutlich zu jung, um jetzt schon zu entscheiden, was es später einmal beruflichen gesehen machen möchte. Dennoch sollte die gewählte Schulform zu Ihrem Kind passen und nicht zu Ihren eigenen Wünschen.
Eine falsche Wahl kann hier im extremsten Fall zur Schulangst und psychischen Belastungen führen oder zu sinkenden Leistungen, wenn z. B. das Niveau des Gymnasiums zu hoch für Ihr Kind ist. Allerdings sollte sich Ihr Kind auch nicht unterfordert fühlen. Gute Anhaltspunkte für die richtige Wahl der weiterführenden Schule sind die Noten in der Grundschule und die Schulempfehlung, welche vom Klassenlehrer ausgesprochen wird. Viele weiterführende Schulen bieten zudem einen Tag der offenen Tür an - nutzen Sie diesen mit Ihrem Kind! Informieren Sie sich über die Leistungsansprüche, pädagogische Konzepte, spezielle Fächer- und Fremdsprachenangebote sowie über mögliche Abschlüsse.
Je nach Interessen und Kenntnisstand Ihres Kindes sollten Sie auch speziellere Schulformen in Betracht ziehen. Ihr Kind ist super in Englisch und mag generell Fremdsprachen? Suchen Sie in diesem Fall nach einer Schule mit bilingualem Unterricht. Oder ist Ihr Kind eine Sportskanone und liebt es, sich zu bewegen? Dann ist eine Schule mit sportlichem Schwerpunkt vielleicht die geeignetere Wahl.
Neue Fächer auf der weiterführenden Schule
Die Schulfächer waren in der Grundschule noch sehr überschaubar, in der Sekundarstufe I wird das Tempo angezogen und der Stundenplan Ihres Kind bekommt neue Inhalte. Besonders die naturwissenschaftlichen Fächer Biologie, Physik und Chemie machen viel auf dem Stundenplan aus, aber auch Fremdsprachen wie Englisch und wahlweise Französisch oder Latein sind nicht zu unterschätzen. Schauen Sie daher auf die Leistungen Ihres Kindes und prüfen Sie in regelmäßigen Abständen auch mal die Hausaufgaben. Gerade mit dem Übertritt auf die weiterführende Schule können einige Fächer Probleme bereiten. Bei andauernden Schwierigkeiten ziehen Sie unbedingt Nachhilfe in Betracht, damit Ihr Kind den Anschluss nicht verliert.
Spätestens hier ist es auch an der Zeit herauszufinden, welcher Lerntyp Ihr Kind ist und welche Lernmethoden für Ihr Kind am besten funktionieren. Auch ein fester Lernrhythmus ist auf der weiterführenden Schule nicht zu verachten, damit Ihr Kind bei der Sache bleibt.
Neue Lehrer und Mitschüler
Die weiterführende Schule bringt nicht nur neue Fächer mit sich, sondern auch neue Lehrkräfte und neue Mitschüler. Ihr Kind muss sich einen neuen Freundeskreis aufbauen, denn die alten Mitschüler sind meist nicht in derselben Klasse, geschweige denn überhaupt auf derselben Schule. Nicht jedes Kind kommt mit diesen Veränderungen sofort zurecht und einige machen sich Sorgen, ob sie Anschluss finden werden und ob die neuen Mitschüler nett zu einem sind. Machen Sie Ihrem Kind schon vor Schulbeginn Mut, auf Mitschüler, die es sympathisch findet, zuzugehen. Ein guter Gesprächseinstieg sind z. B. die Ferienerlebnisse oder Hobbys.
Wie jede Gruppe entwickelt jedoch auch eine Schulklasse eine ganz eigene Dynamik. Dabei kann es schnell passieren, dass Kinder ausgegrenzt werden, wenn sie anders denken oder handeln. Achten Sie daher gerade zu Beginn auf das Verhalten Ihres Kindes und ob es zum Außenseiter in der Schuler wird. Falls ja, suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind und finden Sie heraus, wir es mit dieser Rolle zurecht kommt. Suchen Sie auch nach Anzeichen für Mobbing, wenn sich Ihr Kind plötzlich anders verhält. Fällt Ihnen etwas in dieser Richtung auf, bitten Sie entweder direkt um ein Gespräch mit dem Lehrer oder falls demnächst ein Elternabend ansteht, sprechen Sie das Thema dort an.
Schulranzen ade?
Mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule werden Kinder plötzlich cool. Immerhin ist man ja jetzt schon groß. Der kindliche Schulranzen hat für viele ausgedient und Ihr Kind will einen Rucksack, wovon die meisten Eltern jedoch nur bedingt begeistert sind. Doch keine Sorge - auch Rucksäcke sind heute nicht mehr so rückenunfreundlich, wie noch vor einigen Jahren. Gehen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam den Rucksack aussuchen und lassen Sie sich gegebenenfalls in einem Fachgeschäft beraten. Auch wenn der Preis für einen guten Rucksack hoch ist - zahlen Sie ihn, denn ein wirklich guter Rucksack hält meist auch mehrere Jahre und Sie müssen nicht jedes Jahr einen neuen kaufen.
So bereiten Sie Ihr Kind auf den Übertritt vor
Eltern können den Kindern leider nicht alle Probleme und Konflikte abnehmen, die mit einem Wechsel auf die weiterführende Schule früher oder später eintreten. Aber man kann versuchen, den Schulwechsel zu erleichtern. Mit diesen Tipps bereiten Sie Ihr Kind optimal auf die neue Schule vor:
Der neue Alltag
Mit dem Übertritt auf die weiterführende Schule zieht ein neuer Alltag in den Familienhaushalt ein. Ihr Kind muss infolge eines längeren Schulwegs früher aufstehen, hat längere Schultage und generell muss eine komplett neue Zeiteinteilung erfolgen. Fangen Sie daher in den letzten ein bis zwei Wochen der Sommerferien damit an, dass Ihr Kind sich an die neue Aufstehzeit gewöhnt. Ihr Kind muss nicht direkt früh um 6 aufstehen, aber jeden Morgen fünf oder zehn Minuten eher, können bei der Eingewöhnung helfen.
Passen Sie zudem Essenszeiten, Hausaufgaben und Familienaktivitäten an die neuen Schulzeiten an. Verlegen Sie z. B. das Frühstück eine halbe Stunde vor, das Abendessen dagegen vielleicht etwas nach hinten. Schauen Sie gemeinsam, wann Ihr Kind noch Zeit für seine individuellen Hobbys hat oder Freunde treffen kann und halten Sie dies gemeinsam im Familienkalender fest.
Unterrichtsmaterialien rechtzeitig besorgen
Bereits vor Ferienbeginn geben die meisten Schulen eine Liste mit allen benötigten Büchern und Unterrichtsmaterialien für das kommende Schuljahr heraus. Gerade durch die neuen Fächer kann diese Liste auf der weiterführenden Schule länger ausfallen, als bisher gewohnt. Gehen Sie rechtzeitig los und besorgen Sie die Sachen, bevor die gängigen Dinge ausverkauft sind. Und da Ihr Kind ja jetzt auch cool ist und statt Ranzen einen Rucksack will: Beziehen Sie es in den Kaufprozess ein. Natürlich sollen Sie trotzdem mitgehen und darauf achten, dass alles seine Richtigkeit hat, aber geben Sie Ihrem Kind die Verantwortung für die richtige Auswahl und den ordnungsgemäßen Zustand der Materialien. So lernen Kinder selbständig zu handeln.
Lehrinhalte in den Alltag integrieren
In der Sekundarstufe I greifen die Fächer nicht mehr so ineinander, wie noch in der Grundschule. Das bedeutet: Schüler werden 45 Minuten lang mit einem Thema konfrontiert und müssen dann gedanklich zu einem anderen Fach wechseln, das keinen Bezug zur vorherigen Unterrichtsstunde aufweist. Unterstützen Sie Ihr Kind hier, indem Sie die Unterrichtsinhalte in den Alltag integrieren. Das kann z. B. ein passender Film oder ein Buch sein, eine Lern-App oder eine eigene Internetrecherche.
Erwartungen nicht zu hoch setzen
Eltern denken oft weiter und haben bereits jetzt die berufliche Zukunft des eigenen Kindes im Hinterkopf. Daher wünschen sich viele, dass das Kind gute Noten schreibt, fleißig die Hausaufgaben erledigt und in der Schule mündlich gut mitarbeitet. Diese Erwartungshaltung ist natürlich viel zu hoch und kann erst Recht nicht in jedem Fach erfüllt werden. Schrauben Sie Ihre eigenen Erwartungen daher etwas runter und erinnern Sie sich an Ihre eigene Schulzeit - die wenigsten von uns waren in jedem Fach der Überflieger schlechthin, auch wir haben mal die eine oder andere Klassenarbeit verhauen und haben Fehler gemacht. Lassen Sie Ihrem Kind also die benötigte Zeit, um sich an den neuen Schulalltag zu gewöhnen.
Selbstvertrauen stärken und die Angst vor der neuen Schule nehmen
Versuchen Sie, die Angst vor den neuen Herausforderungen auf der weiterführenden Schule bei Ihrem Kind zu reduzieren. Der bereits erwähnte Tag der offenen Tür ist schon mal eine gute Gelegenheit. Auch hilft es, den Weg zu neuen Schule gemeinsam abzufahren und zu üben. Zudem sollten Sie Zuhause positiv über den Schulwechsel reden. Fragen Sie bei Ihrem Kind nach: Auf welche neuen Fächer freut es sich am meisten? Will es an einer AG teilnehmen? Probieren Sie außerdem Sätze wie “Auf der neuen Schule erwarten dich viele spannende und neue Dinge, die du lernen wirst!”. Damit stärken Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes. Und über schöne Dinge zu reden, lindert gleichzeitig die Angst.
Hören Sie Ihrem Kind zu
Kinder werden nach dem Schulwechsel mit viele neuen Sinneseindrücken konfrontiert. Hören Sie zu, was Ihr Kind alles erlebt und wie die neue Schule, Fächer, Lehrer und Mitschüler bei ihm ankommen. Wichtig dabei: Ein bisschen nachfragen ja, penetrantes nachbohren und kommentieren nein. Andernfalls verstummt Ihr Kind schnell und Sie erfahren nicht mehr, was Ihr Kind bewegt.
Wir wünschen Ihrem Kind einen guten Start auf der weiterführenden Schule!
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