“Mama, warum gibt es Ohrenkneifer?” - solche Fragen zwischen Videokonferenz und Haushalt zu beantworten, ist für viele Eltern aktuell Realität. Denn seit März 2020 findet Schule in Deutschland größtenteils zuhause statt. Homeschooling bestimmt den Alltag vieler Familien. Im Distanzunterricht werden Eltern zum Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Lern- und Hausaufgaben. Wie Ihnen der Spagat zwischen Homeoffice, Haushalt und Hausaufgabenhilfe gelingt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Homeschooling: Was ist das eigentlich?
Homeschooling ist nicht gleich Homeschooling. So existiert in den USA seit langem die Möglichkeit sein Kind zuhause zu beschulen, während dieses Konzept in Deutschland recht neu und durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie geprägt ist. Deshalb ist es gar nicht so leicht, eine einheitliche Definition des Begriffs “Homeschooling” zu geben.
Generell lässt sich sagen, Homeschooling bezeichnet einen Bildungsansatz, bei dem Kinder in ihrem eigenen häuslichen Umfeld - zeitweise oder dauerhaft - lernen. Der Unterricht findet quasi auf Distanz statt, weshalb in den Medien oft auch von Distanzunterricht die Rede ist. Der konkrete Homeschooling-Alltag kann dabei sehr unterschiedlich gestaltet sein.
In jedem Fall setzt das Lernen zuhause basale Fähigkeiten zur Selbstregulation und -kontrolle des Lernens voraus, was in der aktuellen Corona-Situation nicht bei allen Eltern und Schülern in ausreichendem Maße vorhanden ist. So entstehen vielfach Probleme, für die wir an dieser Stelle einige Lösungsansätze vorstellen möchten.
Pro und Contra: Homeschooling hat auch Vorteile
In Ländern wie Deutschland, die über eine allgemeine Schulpflicht verfügen, war Distanzunterricht vor der Pandemie in der Regel nicht erlaubt. Daher genießt Homeschooling hierzulande einen schlechten Ruf, während es in anderen Ländern wie den USA große Anhänger des Heimunterrichts gibt.
Die Doppelbelastung durch Homeoffice und Homeschooling hat bei vielen Eltern jedoch nicht dazu beigetragen, dass sich der Ruf bessert. Im Gegenteil - viele Eltern sehen nur die Nachteile. Dabei hat es durchaus auch Vorteile sein Kind zuhause unterrichten zu können. In der folgenden Pro- und Contra-Liste haben wir Ihnen einmal die wichtigsten Punkte gegenübergestellt.
Homeschooling: Wie gelingt selbstständiges Lernen?
Ein Großteil der Eltern müssen aktuell einen schwierigen Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling leisten. Mit welchen Hilfsmitteln und Tipps Ihnen dieser Spagat gelingt, erfahren Sie an dieser Stelle.
Tagesablauf strukturieren: Mit einem Plan geht alles viel einfacher!
Gerade Kinder benötigen einen festen Tagesablauf und eine Struktur, an der sie sich orientieren können. Feste Lernzeiten, gemeinsame Mahlzeiten, eingeplante Spielzeit - ein Homeschooling-Plan gibt Ihrem Kind Halt und Orientierung in dieser chaotischen Zeit.
Bevor Sie also in die nächste Woche starten, erstellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Wochenplan, um das Homeschooling zu organisieren. Wenn alle dem zustimmen, gibt es keine Ausreden für Ihre Kinder sich nicht daran zu halten. Distanzunterricht mit Konzept macht vieles leichter und entlastet Eltern auch mental. Denn auch Sie haben eine Struktur, an der Sie sich entlanghangeln können.
Hilfreiche Apps & Materialien nutzen: So macht Homeschooling Spaß!
Viele Lehrer sind engagiert und versorgen Ihre Schüler mit genügend und abwechslungsreichen Lehrstoff. Doch wenn Sie mit Ihrem Kind ein Thema vertiefen müssen, benötigen Sie zusätzliches Homeschooling-Unterrichtsmaterial. Hier erhalten Sie eine kleine Auswahl an kostenlosen Quellen, um Ihr Kind dabei zu unterstützen.
- school to go: Die Lernplattform “school to go” bündelt digitale Lernangebote, deren Qualität wissenschaftlich geprüft ist. Eltern finden dort über 800 kostenlose Angebote, die sich nach Fach und Jahrgangsstufe filtern lassen.
- Lernvideos im TV: Verschiedene öffentlich rechtliche Sender, wie die ARD oder der Bayrische Rundfunk, haben ihr Bildungsangebot mittlerweile ausgebaut. In den jeweiligen Mediatheken finden Eltern und Kinder interessante Erklärvideos zu verschiedensten Themen.
- Deutscher Bildungsserver: Der Deutsche Bildungsserver ist ein gemeinsamer Service von Bund und Ländern, um allen Interessierten Zugang zu hochwertigen Informationen und kostenlosen Materialien für Lehre und Unterricht zu bieten.
- Digitale Lernapps: Die meisten Kinder sind mit digitalen Medien aufgewachsen und es macht ihnen besonders Spaß am Tablet oder Computer zu lernen. In diesem Beitrag haben wir einmal, die wichtigsten Apps zum Lernen aufgelistet, die Sie ganz einfach in Ihren Homeschooling-Alltag mit nutzen können.
Tablet oder Laptop: Welche Ausstattung benötigen Sie zuhause?
Im Homeschooling hat Ihr Kind auf einmal mehrere Videocalls in der Woche oder muss seine Schulaufgaben in digitaler Form abgeben. Da stellen sich viele Eltern die Frage, welche Ausstattung benötigt wird - Laptop, Tablet oder doch lieber ein PC?
Desktop-PC - Ein Alleskönner, aber doch recht sperrig
Viele Familien haben zuhause noch einen älteren Desktop-PC herumstehen, der für das Homeschooling genutzt werden kann. Für den Unterricht auf Distanz hat er den Vorteil, dass sich Dateien übersichtlicher abspeichern und in großer Auflösung anzeigen lassen. Feste PCs verfügen oft nicht über eine integrierte Kamera, sodass Headset und Webcam noch ergänzt werden müssen.
Laptop - Flexibel und robust zugleich
Besser als ein PC eignet sich ein Laptop für den Distanzunterricht. Denn darin sind Webcam und Mikrofon in der Regel integriert. Für die bessere Konzentration und Kommunikation ist dennoch auch hier der Kauf eines Headsets zu empfehlen. Mit einem Laptop ist Ihr Kind flexibler bei der Wahl des Arbeitsplatzes und kann sich bei schönem Wetter auch raus in den Garten setzen, um dort zu lernen.
Tablet - Ermöglicht handschriftliches Arbeiten
Das Tablet scheint zunächst nicht die logische Wahl für den Distanzunterricht zu sein. Doch gerade bei Geräten, die sich mit einem Stift bedienen lassen, gibt es einen unschlagbaren Vorteil: Kinder können digitalisierte Arbeitsblätter einfach per Stift ausfüllen und so handschriftlich arbeiten. Mit einer entsprechenden Halterung und einer kompatiblen Tastatur können Sie sogar die Vorteile des Laptops mit denen des Tablets kombinieren.
Unsere Tipps für mehr Motivation im Homeschooling!
Im Homeschooling ist es manchmal gar nicht so leicht, die richtige Motivation zu finden und konzentriert an die Arbeit zu gehen. Wie Sie für zusätzliche Motivation im Distanzunterricht sorgen, haben wir Ihnen einmal hier kurz zusammengefasst.
- Grundbedürfnisse beachten: Wer hungrig, müde oder durstig ist, kann nicht denken. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Kind stets ausreichend isst und schläft, um den Homeschooling-Alltag zu bewältigen. Dann ist es auch motivierter bei den Aufgaben.
- Gezielt Pausen einlegen: Die Konzentration lässt nach oder das Frustlevel steigt? Dann kann eine kleine Pause Wunder wirken. Am besten Sie bereiten einen Obstsnack vor oder ermöglichen Bewegung an der frischen Luft. Danach lässt es sich gestärkt weiterarbeiten.
- Ablenkungsfreien Lernort einrichten: Geschwister rennen herum, immer wieder klingelt das Handy oder der Fernseher läuft im Hintergrund - all das beeinträchtigt die Konzentration und lenkt ab. Richten Sie einen ruhigen Lernort ein, wo Ihr Kind ohne Ablenkung arbeiten kann.
- Erfolge feiern und loben: Manchmal unterschätzen Eltern, wie sehr Ihre Kinder Aufmerksamkeit und Lob benötigen. Feiern Sie gemeinsam auch die kleinen Erfolge und loben Sie Ihr Kind für die tolle Mitarbeit. Niederlagen sollten Sie mit Verständnis hinnehmen und nicht überbewerten. Denn auch für Ihr Kind ist die Situation gerade sehr fordernd.
- Gelassenheit und Geduld ausstrahlen: Motiviert ist, wer mit Ruhe und Gelassenheit die Dinge angeht, die vor ihm legen. Doch oft strahlen wir Eltern nicht genügend Ruhe und Geduld aus, sodass die Stimmung schnell umschlägt. Wut und Frust sind Gift für produktives Arbeiten. Versuchen Sie daher, auch wenn es schwer fällt, Gelassenheit auszustrahlen, selbst wenn es einmal nicht so läuft.
Probleme im Homeschooling: So lösen Sie sie!
Sie haben Probleme beim Homeschooling? Es läuft nicht so, wie Sie es sich wünschen und Sie wissen nicht, wie Sie einzelne Themen lösen können? An dieser Stelle haben wir Ihnen einmal die vier wichtigsten Gründe zusammengestellt, warum es zu Problemen kommen kann. Natürlich geben wir Ihnen auch ein paar Denkanstöße zur Lösung dieser Probleme mit an die Hand.
Grund #1: Homeoffice & Homeschooling überlastet die Eltern.
“Ich kann nicht mehr.” Diesen Satz sagen viele Eltern, die die Doppelbelastung mit Homeoffice und Homeschooling überfordert. “Wie soll ich arbeiten und gleichzeitig mein Kind beschulen?” - dieses Problem ist wirklich eine harte Nuss, die nicht leicht zu knacken ist.
Mögliche Lösungsansätze: Bevor Sie als Eltern in ein Burnout rutschen, sollten Sie sich und Ihre Bedürfnisse vorne an stellen. Machen Sie sich bewusst, dass diese Phase auch wirklich nur eine Phase ist und auch wieder bessere Zeiten folgen. Strukturieren Sie, wie oben beschrieben, Ihren Tagesablauf und holen Sie sich professionelle Unterstützung um gegen schlechte Noten vorzugehen (z. B. durch Online-Nachhilfe).
Grund #2: Kinder sind mit Selbstorganisation überfordert.
Ihr Kind will nicht mitarbeiten und weigert sich die Aufgaben zu machen? Distanzunterricht fordert viel Disziplin und Selbstorganisation von unseren Kindern. Fähigkeiten, die gerade kleine Kinder noch gar nicht so beherrschen. Wenn Sie sehen, dass Ihr Kind damit überfordert ist, sich den Tag einzuteilen, dann versuchen Sie bitte Folgendes.
Mögliche Lösungsansätze: Nehmen Sie Ihrem Kind die organisatorischen Aufgaben ab, indem Sie als Eltern den Tag strukturieren. Sie bestimmen, welche Aufgaben als nächstes erledigt werden. Das Kind muss sich um nichts kümmern, als das vor ihm liegende Arbeitsblatt zu lösen.
Grund #3: Der Lehrer engagiert sich scheinbar nicht genug.
Viele Lehrer sind sehr engagiert dabei den Kindern auch zuhause Wissen zu vermitteln. Dennoch hört man immer mal wieder von Lehrern und Lehrerinnen, die sich weigern die Kamera zu benutzen, die Arbeitsblätter viel zu unstrukturiert hochladen und generell wenig Unterstützung für die Eltern bieten.
Mögliche Lösungsansätze: Ist dies bei Ihnen der Fall, sollten Sie sich zunächst einmal klar machen, dass auch die Lehrer gerade unter enormen Druck stehen. Zeigen Sie Verständnis und gehen Sie offen auf den Lehrer zu. Suchen Sie das Gespräch und versuchen Sie gemeinsam eine Lösung zu finden.
Grund #4: Internet & Technik verhindern effizientes Lernen.
Homeschooling funktioniert nicht, wenn die Technik nicht mitmacht. Wenn das Internet zu langsam oder die technischen Geräte zu alt sind, macht die Arbeit damit wenig Freude. Dies kann auch ein Grund sein, weshalb Ihr Kind Aufgaben nur widerwillig abarbeitet und keinen Spaß am Homeschooling hat.
Mögliche Lösungsansätze: Testen Sie sämtliche Geräte, die Ihr Kind nutzt, auf Herz und Nieren. Funktioniert die Kamera? Das Headset? Lassen sich PDF und Word-Dokumente bearbeiten? Müssen wir gegebenenfalls bei unserem Internetprovider auf eine schnellere Verbindung upgraden? Wenn Sie sich das nicht leisten können, gibt es mittlerweile viele Zuschüsse (z.B. durch BMAS, Jugendamt, Landkreis oder Bundesland), die Geräte und Software für Schüler im Homeschooling zur Verfügung stellen.
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