Lesen und Schreiben lernen ist für Kinder eine große Herausforderung. Der Prozess beginnt nicht erst in der Schule, wird aber spätestens hier intensiv gefördert. Als Eltern können Sie Ihr Kind vor oder auch mit Schulbeginn mit unterschiedlichen Methoden und Spielen beim Lesen und Schreiben lernen unterstützen.
Voraussetzungen, damit ein Kind Lesen und Schreiben lernt
Damit ein Kind Lesen und Schreiben lernen kann, müssen ein paar allgemeine Lernvoraussetzungen vorhanden sein:
- Konzentration und Merkfähigkeit
- Motorik, d. h. den Stift halten und gezielt bewegen
- Sehen, um Buchstaben und Buchstabengruppen zu erkennen
- Hören, um Laute unterscheiden zu können
- Sprachverständnis
Damit Ihr Kind außerdem problemlos Lesen und Schreiben lernt, sind die richtigen Materialien notwendig. Fürs Lesen lernen eignen sich Erstlesebücher und Fibeln mit einfachen Wörtern und leicht verständlichen Texten. Für das Schreiben lernen kommt es auf die richtigen Stifte an. Für Erstklässler sind dreieckige Blei- und Buntstifte geeignet, die es oft mit Griffnoppen oder sonstigem Abrutsch-Schutz zu kaufen gibt. Für Zweitklässler dürfen es dann auch die dünneren Stifte sein. Meistens bekommen sie von den Lehrern auch auf der Materialliste für das Schuljahr mitgeteilt, welche Stifte bevorzugt gekauft werden sollten.
Prozess des Lesen und Schreiben Lernens
Schritt 1: Laute erkennen und differenzieren
Zuerst müssen Kinder die Laute kennenlernen - egal ob verbale und nonverbale Laute, Vokale und Halbvokale oder stimmhafte und stimmlose Konsonanten. Hilfreich für das Erlernen von Lauten ist eine Anlauttabelle (siehe weiter unten).
Schritt 2: Buchstaben kennenlernen
Im nächsten Schritt müssen Kinder die einzelnen Buchstaben kennenlernen, denn Buchstaben sind nichts anderes als verschriftlichte Laute. Kinder müssen sich das Aussehen des Buchstaben und die damit verbundenen Laute merken. Das bedeutet konkret: Um Lesen und Schreiben zu lernen müssen Kinder lernen, wie ein Buchstabe geschrieben wird und wie er ausgesprochen wird. Dabei werden die Buchstaben einzeln, beginnend mit den Vokalen, gelernt.
Schritt 3: Silben lesen lernen
Im dritten Schritt lernen Kinder einzelne Buchstaben zu verbinden. Diese Fähigkeit hilft Kindern dabei, sich die Buchstaben leichter zu merken. Beginnen Sie mit Silben, die aus einem Anlaut und einem Vokal bestehen wie z. B. bei den Wörtern “Mama”, “lila” oder “Opa”. Hilfreich für das Silbenlesen ist außerdem die Silbenmethode (siehe weiter unten).
Schritt 4: Wörter und Sätze fließend lesen lernen
Zuletzt erfolgt der Übergang vom Silben lesen zum Lesen von Wörtern und Sätzen. Das Lesetempo des Kindes ist zunächst langsam, denn es liest - so wie es es zuvor gelernt hat - noch in Silben und kann das gelesene Wort noch nicht direkt verstehen. Im Zeitverlauf und mit viel Übung wird Ihr Kind die Wörter und deren Bedeutung schneller erfassen und lernen, diese flüssiger zu lesen, bis es am Ende ohne Probleme lesen kann. Wichtig dabei: Geben Sie Ihrem Kind Zeit und versuchen Sie nicht, den Lernprozess zu beschleunigen. Buchstaben sind für Kinder immer noch sehr komplex, aber mit jedem Tag wird die Anzahl der Ihrem Kind bekannten Wörter zunehmen und die Lesegeschwindigkeit steigen.
So erkennen Sie, ob Ihr Kind Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben lernen hat
Sollte Ihr Kind Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben lernen haben, achten Sie auf folgende Anzeichen dafür, ob möglicherweise eine Lese-Rechtschreib-Schwäche vorliegt:
- ähnliche Buchstaben werden verwechselt (z. B. b und d, p und q)
- ähnliche Laute werden nicht unterschieden (z. B. p und b, t und d)
- Es kommt zu Buchstabenauslassungen und -vertauschungen
- Die Anzahl der Silben in einem Wort wird nicht erkannt
- Reimwörter werden nicht erkannt
- zusätzliches Üben mit der Familie und/oder Förderunterricht bleibt erfolglos
- Folgeerscheinungen: Das Kind vermeidet lesen und schreiben, hat Angst vor Diktaten, die Motivation fehlt und/oder das Kind entwickelt ein geringes Selbstwertgefühl
Natürlich kann es gerade bei Erstklässlern noch vermehrt dazu kommen, dass Buchstaben verwechselt werden, ohne dass eine Leseschwäche vorliegt. Sollte Ihr Kind aber auch in der dritten Klasse noch Probleme aufweisen, sollten Sie die oben genannten Anzeichen genauer untersuchen. Weitere Informationen zum Thema Legasthenie finden Sie in unserem Elternmagazin Beitrag.
Wie Sie Ihr Kind beim Lesen und Schreiben lernen unterstützen können
Die Anlauttabelle
In der 1. Kasse wird den Kindern beigebracht, wie verschiedene Buchstaben aussehen, welche Laute mit welchen Buchstaben zusammenhängen und wie die einzelnen Wörter geschrieben werden. Die Anlauttabelle hilft dabei, zunächst einfache Buchstaben, Wörter und Wortbedeutungen zu lernen. Das Kind spricht zuerst unterschiedliche Wörter deutlich aus, damit es die einzelnen Laute heraushört, anschließend schreibt es die passenden Buchstaben mithilfe der Lauttabelle auf. Hier kann es zwar gerade anfangs zu Rechtschreibfehlern kommen, aber das Lernen mit einer Anlauttabelle fördert dennoch die Begeisterung für das Lesen und Schreiben bei Kindern. Laden Sie sich unsere kostenlose bidi-Anlauttabelle herunter, um Ihrem Kind mit Spaß die einzelnen Laute und Buchstaben beizubringen.
Die Silbenmethode
Die Silbenmethode ist eine bewährte Form, damit Kinder flüssig und richtig lesen und schreiben lernen. Unsere deutsche Sprache ist silbenstrukturiert, d. h. wir sehen zwar Buchstaben, sprechen aber in Silben. Kinder müssen erst lernen, zwei oder drei Buchstaben als eine Silbe zu erfassen (z. B. ma) und zu verarbeiten (siehe Schritt 3 des Lernprozesses).
Durch eine eindeutige Markierung der Sprechsilben wird Kindern das Lesen lernen erleichtert, denn die Silbenstruktur von Wörtern, wie wir Erwachsenen sie kennen, ist den Leseanfängern noch nicht bekannt. Ein beliebtes Werk für die Anwendung der Silbenmethode ist das ABC der Tiere, welches über ein umfangreiches Angebot an Lesetexten verfügt. Durch den in den Texten integrierten zweifarbigen Silbentrenner können Kinder den Sinn der Wörter schneller erfassen und verstehen. Auf diese Weise lernen Kinder, dass bspw. die korrekte Trennung nicht Gir-af-fe sondern Gi-raf-fe ist.
Alternativ - und falls Sie sich die Arbeit machen möchten - können Sie sich auch ein Kinderbuch zur Hand nehmen und dort die Silben farbig markieren.
Im nächsten Schritt lässt sich mit der Silbenmethode und dem ABC der Tiere auch das Schreiben lernen erleichtern. Denn unsere Rechtschreibung lässt sich aus ebendieser Silbenstruktur ableiten. Auch können damit typische Rechtschreibfehler vermieden werden - statt “Mutta” lernt das Kind z. B. direkt, dass die richtige Schreibweise “Mutter” lautet.
Weitere Möglichkeiten, um das Lesen und Schreiben bei Ihrem Kind zu fördern:
- Förderung der Merkfähigkeit und Konzentration: Mit Spielen wie Memory oder Ich packe meinen Koffer verbessert Ihr Kind die Konzentration und Merkfähigkeit. Weitere Ideen zur Konzentrationssteigerung finden Sie in diesem Beitrag.
- Förderung der Motorik: Aktivitäten wie ausmalen, basteln, falten, schneiden und kleben fördern die Schreib- und Mal-Motorik mit unverkrampften Bewegungen. Auch Spiele wie Jenga oder Mikado, Bewegungsspiele an der frischen Luft oder unterschiedliche Bewegungen im Alltag wie Teig kneten oder Gurken schälen helfen dabei, die Motorik zu verbessern.
- Förderung von lesen und schreiben im Alltag: Lesen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind ein Buch, lassen Sie sich von Ihrem Kind Rezepte oder Spielanleitungen vorlesen, lassen Sie Ihr Kind den Einkaufszettel schreiben oder verschicken Sie im nächsten Urlaub eine vom Kind geschriebene Postkarte an die Großeltern.
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