Steht bei einem Kind die Einschulung bevor, wird zwischen den “Kann-” und den “Muss-Kindern” unterschieden. Bei den “Kann-Kindern” haben Eltern aufgrund des Geburtsdatums des Kindes die Wahl, ob sie ihr Kind ein Jahr früher einschulen möchten oder nicht. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie bei einer frühzeitigen Einschulung achten sollten.
Stichtagsregelung für die Einschulung
Auch die Einschulung ist in Deutschland Sache der einzelnen Bundesländer. Eine einheitliche Regelung existiert hierzu also nicht, außer dass das Kind mindestens 5 Jahre alt sein muss. Generell wird für die Einschulung auf die Stichtagsregelung der Bundesländer zurückgegriffen. Bis Ende der 1990er lag dieser Stichtag beim 30.06., das heißt, alle Kinder, die vor diesem Tag sechs Jahre alt geworden sind, wurden zum neuen Schuljahr eingeschult.
Mittlerweile darf jedes Bundesland diesen Stichtag selbst festlegen. Während Hessen und Sachsen beispielsweise immer noch an dem 30.06. als Stichtag für die Einschulung festhalten, hat Bayern diesen Stichtag nach hinten auf den 30.09. verlegt.
Eine kostenlose Übersicht über die konkreten Stichtagsregelungen der einzelnen Bundesländer können Sie sich hier herunterladen! "Kann-Kinder" werden erst nach diesen Stichtagen sechs Jahr alt und die vorzeitige Einschulung muss bei der zuständigen Grundschule beantragt werden.
Kann-Kinder: Wann ist eine frühzeitige Einschulung sinnvoll?
Wenn Ihr Kind zu diesen “Kann-Kindern” gehört und Sie mit dem Gedanken spielen, Ihr Kind früher einzuschulen, müssen Sie ein paar Überlegungen treffen, ob die Einschulung wirklich sinnvoll ist:
- Vorzeitig eingeschulte Kinder sind die Jüngsten in der Klasse und müssen sich oftmals gegen die anderen behaupten. Hierfür ist viel Selbstsicherheit bei Ihrem Kind notwendig. Sollte diese fehlen, wird es schwierig.
- Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie es sich fühlen wird, in der Klasse zu den Jüngsten und “Kleinsten” zu gehören. Kennt es aus dem Kindergarten vielleicht einige Mitschüler, sodass Ihr Kind in der Schule nicht alleine ist?
- Auch wenn Ihr Kind über die kognitiven Fähigkeiten verfügt, brauchen jüngere Kinder dennoch ein bisschen mehr Zeit für die Lösung von Aufgaben. Unter Umständen fehlt diesen Kindern dann die nötige Atempause.
- Viele Eltern stellen sich zudem auch die Frage, ob durch die frühzeitige Einschulung die Kindheit nicht gewissermaßen um ein Jahr verkürzt wird.
- Wichtig ist auch die Frage, ob Ihr Kind selbst schon dazu bereit ist, früher in die Schule zu gehen. Ein 5-jähriges Kind kann durchaus den Wunsch verspüren schon in die Schule zu wollen, z. B. weil ein älteres Geschwisterkind bereits in der Schule ist oder weil es sich im Kindergarten einfach langweilt. Andersrum kann es aber auch sein, dass Ihr Kind nicht von seinen Kindergartenfreunden getrennt werden will, wenn diese ebenfalls noch nicht eingeschult werden.
Ziehen Sie unterschiedliche Personen mit ein
Auch wenn Ihr Kind bereits über die kognitiven Fähigkeiten verfügt, früher in die Schule zu gehen, kann dies bei noch nicht vorhandener sozial-emotionaler Reife trotzdem eine Belastung für Ihr Kind werden. Daher ist es wichtig, den Gedanken einer frühzeitigen Einschulung mit unterschiedlichen Personen wie Erziehern, Kinderärzten und ggf. auch Kindertherapeuten zu besprechen.
Eine erste hilfreiche Orientierung bietet die U9 Vorsorgeuntersuchung, bei der der Kinderarzt zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat die körperlichen, sozialen, sprachlichen, geistigen und emotionalen Fähigkeiten überprüft. Auch die Erzieher im Kindergarten können eine gute Einschätzung darüber abgeben, wie die Entwicklung und das Verhalten Ihres Kindes innerhalb einer Gruppe über einen längeren Zeitraum hinweg verlaufen ist. Zudem können sie Vergleiche zu gleichaltrigen Kindern anstellen.
Vielleicht haben Sie in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sogar selbst jemanden, dessen Kind frühzeitig eingeschult wurde? Dann sprechen Sie mit ihm! Holen Sie sich so viele Meinungen wie möglich ein, bevor sie diese Entscheidung festmachen.
Frühzeitige Einschulung: Was ist dafür wichtig?
Eine frühzeitige Einschulung kommt oftmals dann infrage, wenn Kinder bereits mit 5 Jahren lesen und einfache Rechenaufgaben lösen können. Das Vorhandensein dieser motorischen und kognitiven Fähigkeiten ist jedoch nicht das alleinige Entscheidungskriterium. Vielmehr müssen auch Fähigkeiten im Bereich Sprache, Motivation und Konzentration vorhanden sein. Auch das soziale Verhalten ist wichtig - kann Ihr Kind mit gleichaltrigen Kindern kooperieren und diskutieren und ist es in der Lage, für Konflikte entsprechende Lösungen zu finden? Kann es zudem anderen Kindern freiwillig helfen und unterstützen, sodass es gut in einer Gruppe zurecht kommt? All dies sollte nicht außer Acht gelassen werden, denn diese Fähigkeiten sind unerlässlich für die weitere Schullaufbahn und dass Ihr Kind in der Klassengemeinschaft zurecht kommt.
Wenn Sie sich für eine frühzeitige Einschulung entscheiden, muss dieses bei der jeweiligen Schulleitung oder beim Schulamt angemeldet werden. Sollte der Geburtstag Ihres Kindes lediglich wenige Tage nach dem Stichtag liegen, reicht in der Regel dieser Antrag aus. Bei Kindern, die wesentlich jünger sind - also mehrere Wochen nach dem Stichtag - findet in vielen Bundesländer eine zusätzliche schulärztliche Untersuchung statt, bei der die oben genannten Fähigkeiten überprüft werden. Dieses Gutachten ist entscheidend dafür, ob Ihr Kind nach den Sommerferien eingeschult wird oder nicht.
Übrigens: Wenn Sie alleinerziehend sein sollten und sich das Sorgerecht teilen, muss Ihr Ex-Partner der frühzeitigen Einschulung zustimmen!
Auf einen Blick: Vor- und Nachteile einer frühzeitigen Einschulung
Vorteile
- Eine mögliche Unterforderung wird frühzeitig vermieden.
- Bei einer hohen kognitiven Entwicklung müssen Kinder nicht noch ein Jahr warten, bis sie zur Schule dürfen.
- Sind in der Kita hauptsächlich Muss-Kinder, mit denen Ihr Kind befreundet ist, bleibt dieser Freundeskreis in der Schule erhalten.
Nachteile
- Vorzeitig eingeschulte Kinder müssen öfter ein Schuljahr wiederholen, bspw. im Rahmen der freiwilligen Wiederholung.
- Die jüngsten Kinder in einer Klassengemeinschaft müssen sich mehr behaupten, in Extremfällen kann es auch zu Mobbing kommen.
- Falls die kognitiven Fähigkeiten noch nicht ausreichend sind, kann es zu einer Überforderung kommen.
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